Dr. med. Adriane Röbe

„Fit fürs Leben“ – Warum emotionale Kompetenz der neue Erfolgsfaktor ist

Dr. med. Adriane Röbe

„Fit fürs Leben“ – Warum emotionale Kompetenz der neue Erfolgsfaktor ist

Vortrag Zukunftstage 2024 Augsburg

In einer Welt, in der Fachkräftemangel, Stress und psychische Belastungen zunehmen, ist eine neue Art von Kompetenz gefragt: emotionale Intelligenz. Während technische Fähigkeiten weiterhin wichtig bleiben, zeigt sich immer deutlicher, dass langfristiger Erfolg vor allem davon abhängt, wie gut Menschen mit sich selbst und anderen umgehen können.

Ein Beispiel aus der Praxis: Elon Musk beklagte einen Krankenstand von 17 % bei Tesla – für ihn unverständlich. Doch ein Blick nach Deutschland zeigt ein ähnliches Bild: Der Krankenstand erreichte 2023 ein Rekordniveau. Besonders alarmierend ist der Anstieg psychischer Erkrankungen – sie sind heute einer der häufigsten Gründe für Arbeitsunfähigkeit.

Als Psychotherapeutin und Gutachterin zeigt sich in der täglichen Arbeit: Menschen suchen oft erst dann Hilfe, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Wenn Arbeitsunfähigkeit, Erschöpfung und innere Leere zum Dauerzustand geworden sind. Die Ursachen liegen jedoch nicht nur in der Arbeitswelt selbst – sondern oft in Denk- und Bewertungsmustern, die tief im Menschen verankert sind.

Biologie trifft auf moderne Welt

Das menschliche Gehirn ist darauf programmiert, auf Gefahr zu reagieren – ein evolutionäres Überbleibsel. Früher lebensrettend, heute oft hinderlich. Der Körper schaltet auf Alarm, auch wenn es „nur“ eine kritische E-Mail ist. Fehlalarme und Dauerstress belasten das System und führen zu Rückzug, Entscheidungshemmungen und Krankheit.

Kulturelles Erbe und innere Antreiber

Besonders im deutschsprachigen Raum prägt ein starker Wunsch nach Perfektion, Sicherheit und Fehlervermeidung viele Menschen. Eigenschaften, die früher zur wirtschaftlichen Stärke beigetragen haben, stehen heute der nötigen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit im Weg. Wer in starren Mustern denkt, hat es schwer, mit komplexen und sich schnell verändernden Anforderungen umzugehen.

Emotionale Kompetenz ist erlernbar

Die gute Nachricht: Emotionale und psychologische Grundfähigkeiten lassen sich trainieren – einfach, effektiv und unabhängig von Hierarchie oder Bildungsstand. In einem Basisseminar, das regelmäßig in Praxis und Klinik stattfindet, werden zentrale Themen wie der Umgang mit Angst, Kommunikation, Denkgewohnheiten, Selbststeuerung und Entscheidungstechniken vermittelt.

Ein kleines Experiment zeigt oft schon, wie tief alte Denkstrukturen verankert sind: Der Versuch, den eigenen Namen mit der nichtdominanten Hand zu schreiben, führt sofort zu Unsicherheit, innerem Widerstand oder Frust. Genau hier beginnt Lernen – durch Reflexion, Wiederholung und bewusste Veränderung.

Wirtschaftlicher Nutzen durch Menschlichkeit

Wer emotionale Kompetenzen fördert – nicht nur bei Führungskräften, sondern auch bei allen Mitarbeitenden – wird mit mehr Zufriedenheit, geringeren Fehlzeiten und besserem Betriebsklima belohnt. Jack Ma, Gründer von Alibaba, formulierte es treffend: Maschinen werden fast alles übernehmen – außer emotionale Intelligenz.

In einer Zeit, in der künstliche Intelligenz immer mehr Aufgaben übernimmt, bleibt Menschlichkeit der wichtigste Unterschied. Je früher Unternehmen damit beginnen, emotionale Skills zu vermitteln, desto besser lassen sich Mitarbeitende langfristig motivieren, halten und entwickeln.

Fazit

„Fit fürs Leben“ bedeutet, nicht nur funktionierende Arbeitskräfte auszubilden, sondern Menschen zu stärken – mit all ihren Fähigkeiten, Ecken und Kanten. Wer emotional stabil und reflektiert ist, ist automatisch auch besser für den Job gerüstet.

Ein einfaches Konzept mit großer Wirkung – schnell, alltagstauglich und wirkungsvoll. Und vielleicht der wichtigste Schritt, um langfristig gesund, leistungsfähig und zufrieden durchs Leben zu gehen.

Autor: Dr. med. Adriane Röbe, Augsburg